Freitag, 8. März 2013

Kaninchen im Garten

Wieder ein älterer Text vom 14.10.2012! :)





Heute wünschte ich, ich hätte ein Haus in irgendeiner amerikanischen Vorstadt. So ein kitschigen kleines Häuschen mit einer weißen Holzveranda vor der Haustür und eine Hollywood Schaukel, die mit kräftigen Ketten an der Decke befestigt wäre. Dort würde ich sitzen und in meinen Vorgarten blicken. Auf dem perfekt gestutzten quadratischen Rasenstück würden ein paar Vorstadtkaninchen rumhoppeln und sich ihres sorglosen Daseins erfreuen.  Die Sorglosigkeit würde mich neidisch machen. Nie kann mein Kopf aufhören sich um irgendetwas zu sorgen. Also würde ich losgehen und mir ein paar kleine Steinchen zusammensammeln und sie neben mir auf dem Holzboden der Veranda zu einem kleinen Haufen auftürmen. Jedes Mal, wenn mich ein Kaninchen ansehen würde und vermutlich denkt: „Ey, was ist dein Problem? Warum chillst du nicht einfach mal eine Runde und schaltet deinen Kopf mal auf Pause?“ würde mich das aufregen, weil das bei mir einfach nicht funktioniert und ich würde ein kleines Steinchen nehmen und es in seine Richtung schleudern. Da ich nicht besonders gut werfen kann und sich diese gottverdammten Kaninchen ja auch noch bewegen, würde ich vermutlich niemals treffen. Im Gegenteil, wenn eines meiner kleinen Wurfgeschosse eine halbe Meile vor dem anvisierten Kaninchen einschlägt, würde es mich vermutlich nur abwertend ansehen und denken: „Oh mein Gott, war das alles was du drauf hast? Meine Oma wirft ja besser als du!“. Also würde ich wieder zu dem kleinen Steinchenhaufen greifen, der mich sehr an ein altes Cowboygrab in der Wüste erinnert, und ein weiteres besonders schönes Wurfgeschoss auswählen. Ein weitere Versuch das Kaninchen zu treffen, ein weiterer Versuch der daneben geht. Die Nachbarn der wohlbehüteten Vorstadt würden vermutlich über ihre perfekt frisierten, dichten Hecken spähen oder zwischen den frisch gebleichten und gebügelten Vorhängen ihrer Küchenfenster beobachten, was ich da treibe. Ist ja auch eine wirklich sinnlose Sache sich über die Sorglosigkeit von Kaninchen aufzuregen. Wenn man sich ansonsten über so vieles aufregt und so viele schief geht und man einfach nichts beeinflussen kann, egal wie sehr man sich bemüht, dann kann man wenigstens die Gedanken der Kaninchen beeinflussen. Für sie und die Nachbarn wäre man dann vielleicht das Objekt, über das man sich nun Sorgen machen müsste. Um mich muss man sich aber keine Sorgen machen, weil ich irgendwie doch alles hinbekomme, egal wie viele Steinchen man nach mir wirft. Anders als die Kaninchen mache ich mir aber Sorgen darum, dass mich ein Steinchen so sehr trifft, dass es mich aus meiner Bahn wirft. Auch wirft irgendwer nicht nur so kleine Steine aus einem Blumenbeet nach mir, sondern richtige Felsen, Stücke von Bergen, Meteoriten. So kommt es mir zumindest vor. Die Kaninchen hoppeln nicht mal zur Seite, wenn ich nach ihnen werfe, nein es kümmert sie einfach gar nicht. Sie sind ja schließlich mit dieser Ruhe und Sorglosigkeit gesegnet, die sich bei mir nie einzustellen vermag. Wenn ein Meteorit auf sie zufliegen würde, würden sie vermutlich weiter an ihrem Löwenzahnstil kauen und sich lediglich wundern, was für ein großer flammender Ball da auf sie zurast. Ich wünschte, ich könnte auch so ruhig und gelassen dasitzen. Einfach akzeptieren was da kommt und mich um nichts in der Welt sorgen. Es wäre wirklich die pure Entspannung, wenn ich nur einmal für ein paar Stunden einen freien Kopf hätte. Nur einmal abschalten und die Welt sich ein Stück weiter drehen lassen. Kopf aus, Welt an.

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