Heute
wünschte ich, ich hätte ein Haus in irgendeiner amerikanischen Vorstadt. So ein
kitschigen kleines Häuschen mit einer weißen Holzveranda vor der Haustür und
eine Hollywood Schaukel, die mit kräftigen Ketten an der Decke befestigt wäre.
Dort würde ich sitzen und in meinen Vorgarten blicken. Auf dem perfekt
gestutzten quadratischen Rasenstück würden ein paar Vorstadtkaninchen
rumhoppeln und sich ihres sorglosen Daseins erfreuen. Die Sorglosigkeit würde mich neidisch machen.
Nie kann mein Kopf aufhören sich um irgendetwas zu sorgen. Also würde ich
losgehen und mir ein paar kleine Steinchen zusammensammeln und sie neben mir
auf dem Holzboden der Veranda zu einem kleinen Haufen auftürmen. Jedes Mal,
wenn mich ein Kaninchen ansehen würde und vermutlich denkt: „Ey, was ist dein
Problem? Warum chillst du nicht einfach mal eine Runde und schaltet deinen Kopf
mal auf Pause?“ würde mich das aufregen, weil das bei mir einfach nicht
funktioniert und ich würde ein kleines Steinchen nehmen und es in seine
Richtung schleudern. Da ich nicht besonders gut werfen kann und sich diese
gottverdammten Kaninchen ja auch noch bewegen, würde ich vermutlich niemals
treffen. Im Gegenteil, wenn eines meiner kleinen Wurfgeschosse eine halbe Meile
vor dem anvisierten Kaninchen einschlägt, würde es mich vermutlich nur
abwertend ansehen und denken: „Oh mein Gott, war das alles was du drauf hast?
Meine Oma wirft ja besser als du!“. Also würde ich wieder zu dem kleinen
Steinchenhaufen greifen, der mich sehr an ein altes Cowboygrab in der Wüste
erinnert, und ein weiteres besonders schönes Wurfgeschoss auswählen. Ein
weitere Versuch das Kaninchen zu treffen, ein weiterer Versuch der daneben
geht. Die Nachbarn der wohlbehüteten Vorstadt würden vermutlich über ihre
perfekt frisierten, dichten Hecken spähen oder zwischen den frisch gebleichten
und gebügelten Vorhängen ihrer Küchenfenster beobachten, was ich da treibe. Ist
ja auch eine wirklich sinnlose Sache sich über die Sorglosigkeit von Kaninchen
aufzuregen. Wenn man sich ansonsten über so vieles aufregt und so viele schief
geht und man einfach nichts beeinflussen kann, egal wie sehr man sich bemüht,
dann kann man wenigstens die Gedanken der Kaninchen beeinflussen. Für sie und
die Nachbarn wäre man dann vielleicht das Objekt, über das man sich nun Sorgen
machen müsste. Um mich muss man sich aber keine Sorgen machen, weil ich
irgendwie doch alles hinbekomme, egal wie viele Steinchen man nach mir wirft.
Anders als die Kaninchen mache ich mir aber Sorgen darum, dass mich ein
Steinchen so sehr trifft, dass es mich aus meiner Bahn wirft. Auch wirft
irgendwer nicht nur so kleine Steine aus einem Blumenbeet nach mir, sondern
richtige Felsen, Stücke von Bergen, Meteoriten. So kommt es mir zumindest vor.
Die Kaninchen hoppeln nicht mal zur Seite, wenn ich nach ihnen werfe, nein es
kümmert sie einfach gar nicht. Sie sind ja schließlich mit dieser Ruhe und
Sorglosigkeit gesegnet, die sich bei mir nie einzustellen vermag. Wenn ein
Meteorit auf sie zufliegen würde, würden sie vermutlich weiter an ihrem
Löwenzahnstil kauen und sich lediglich wundern, was für ein großer flammender
Ball da auf sie zurast. Ich wünschte, ich könnte auch so ruhig und gelassen
dasitzen. Einfach akzeptieren was da kommt und mich um nichts in der Welt
sorgen. Es wäre wirklich die pure Entspannung, wenn ich nur einmal für ein paar
Stunden einen freien Kopf hätte. Nur einmal abschalten und die Welt sich ein
Stück weiter drehen lassen. Kopf aus, Welt an.
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