"ES IST ZU LANGE HER" - "Ja, ich weiß!" - "SCHREIB WIEDER WAS!" - "JA, bin ja schon dabei!"
Soviel dazu. :P
Ich wollte eigentlich nur von meinem Weihnachtsshoppingmarathon berichten, der mir einen tiefen Einblick in die Psyche weihnachtsgestresster Menschen ermöglicht hat. Wirklich aufschlussreich war das! Ich bin auf einige sehr interessante Charaktere gestoßen, die ich euch nachfolgend vorstellen möchte und erbitte mir Ergänzungen aus euren Erfahrungen.
Die Mutti:
Sie gehört zu einer oft anzutreffenden Spezies im Dschungel der Paradiese für Weihnachtseinkäufe. Meist ist sie in Begleitung von einem bis unendlich vielen Kindern anzutreffen oder trägt zumindest Spuren von diesen an sich herum. Aufschluss über ihre Identifizierung können neben dem zerzausten Haar auch die unendliche Größe ihrer Marry-Poppins-Handtasche* oder diverse Stofftiere geben, die sie mit sich herumträgt. Die Mutti hat auch meistens den größten und vollsten Einkaufswagen erbeutet und hat ihn mit allerlei Leckereien, Spielsachen und Nützlichem gefüllt. Sie wühlt sich gezielt zu den Schnäppchenangeboten durch, lässt sich aber auch gern von netten Verkäufern zu Spontankäufen überreden, "weil ja Weihnachten ist". Trotz allem Stress Zuhause und dem Berg an Geschenken, der noch besorgt oder eingepackt werden will, ist sie in Vorweihnachtslaune und summt die aus den Kaufhauslautsprechern tönenden Weihnachtslieder mit, während sie Plätzchenteigzutaten in den Einkaufswagen lädt.
Der Vati:
Gelegentlich ist "Die Mutti" auch in Begleitung von dem dem Vati, der, meist eher gelangweilt, etwas hinter ihr her trottet und es aufgegeben hat, nachzufragen, für wen welche Geschenke sind und wozu man das jetzt noch braucht. Wenn es der Mutti doch mal reichen sollte, dann parkt sie den Vati vorzugsweise in zwei möglichen Orten:
Nr. 1: ein Elektronikfachgeschäft (Media Markt, Saturn...)

Wenn die lieben Kleinen dabei sind und die nicht in dem eventuell vorhandenem Hort untergebracht werden konnten, hat Vati die Aufgabe den Pfleger und Entertainer zu spielen, damit kein Geschrei aufkommt und "Die Mutti" gut shoppen kann.
Selten sind diese Individuen im Alleingang im Einkaufszentrum anzutreffen. Wenn, dann steuern sie gezielt ein bis zwei Geschäfte an, um die geheimen Geschenke zu kaufen und machen sich, nach einem ausführlichen Streifzug durch das Elektronikfachgeschäft, wieder auf den Heimweg.
Die Shoppingqueen:
Zur Weihnachtszeit oder auch in jeder anderen Session ist dieses Exemplar häufig in Shoppingzentren anzutreffen. Man erkennt sie leicht, an einem stets gezücktem Portmonnaie, da es sich ja nicht lohnt, dieses in jedem Geschäft wieder aus der Tasche zu kramen. Oftmals hat sie einen Begleiter dabei, der massenweise Einkaufstaschen für sie trägt oder aber sie zeichnet sich durch rote Striemen an den Handgelenken aus. Diese kommen von den ganzen zentnerschweren Tüten, die in ihre zarte Haut einschneiden. Bei dem Tragen von Einkaufstüten entwickelt dieses Individuum eine übermenschliche Stärke, die jeden Superhelden furchtsam erblassen lässt. Beim Betreten eines Geschäftes begrüßt sie die Mitarbeiter mit Vornamen und erkundigt sich nach Befinden von Partnern, Haustieren und der in Spanien ansässigen Tante und ihr werden anschließend alle neuen Produkte vorgeführt. Die Preise vergleicht sie aber verantwortungsbewusst vor jedem Kauf mit den innerlich gespeicherten Preisen bei Zalando, Ebay, Amazon oder ähnlichen Seiten. Manchmal hört man dieses Individuum freudig glucksen bei dem Anblick von neuen Wildlederstiefeln oder Preisnachlass für Stammkunden. Gelegentlich treten diese Damen auch in kleinen Grüppchen auf, die dann ihren Shoppinghofstaat darstellen.

Die Schnäppchenjägerin:
Sie ist ähnlich wie "Die Shoppingqueen", allerdings sitzt ihre Kreditkarte nicht so locker. Die Schnäppchenjägerin überlegt sich drei Mal, ob sie die Schuhe wirklich kaufen soll und tut sich sehr schwer bei der Entscheidung. Meist besucht sie das Objekt der Begierde mehrmals im Laufe eines Shoppingabenteuers und betrachtet es sehnsüchtig von allen Seiten, gibt ihm einen Namen, zieht es eventuell an und wieder aus, befragt Verkäufer, Freunde, andere Kunden, schießt Fotos, postet sie bei Instagram, vergleicht online Preise und seufzt viel. Bei einem guten Schnäppchen allerdings, wirft sie all ihre Bedenken über Bord und schlägt hemmungslos zu. Vorsicht: Dieses Individuum kann gefährlich werden, wenn man es wagt, das Objekt der Begierde auch nur schief anzugucken oder sich zwischen sie und dem rabattierten Kauf zu stellen. Gerne hinterlässt dieses Exemplar übrigens Spuren von aufgebrauchten Coupons und Gutscheinen.
Die frischen Pärchen:
Besonders in der Weihnachtszeit sind diese Exemplare häufig in der Öffentlichkeit anzutreffen, da sie sich an neidischen Blicken einsamer Singles zur Pärchenjahreszeit erfreuen. Man erkennt sie leicht daran, dass jede Sekunde Körperkontakt zwischen ihnen besteht. Die Möglichkeit, sich weiter als einen halben Meter voneinander zu entfernen, scheint nicht zu bestehen und Menschen, die es wagen, sich zwischen sie zu drängen, werden schnell und lautstark zurechtgewiesen. Oftmals flüstern sie miteinander und kichern viel und planen idyllische Weihnachten während sie die Vor- und Nachteile abwägen, ob sie bei ihren oder bei seinen Eltern den Weihnachtsabend verbringen, da eine Trennung gerade an dem Abend indiskutabel ist. Shoppen wird bei ihnen übrigens zur Nebensache. Das merkt man spätestens, wenn man in sie reingelaufen ist, da sie gerne mitten im Weg rumstehen, um sich ganz tief in die Augen zu blicken und ihrem Weihnachtssong, der aus den Lautsprechern tönt, zu lauschen... Übrigens hört man oftmals solche Gespräche von ihnen herrüberschallen:

Er: "Ja, ähm, total. Sieht bestimmt toll an dir aus."
Sie: "Meinst du?"
Er: "Ja, Hasischnuckileinchen, an dir sieht doch alles toll aus!"
Sie: "Aww, du bist so süß, Pupsi, ich geh anprobieren, kommst du mit? Bleibst du auch diiiirekt vor der Kabine stehen??"
Die Großeltern:
Bei ihnen ist das Tempo sehr gering. Meist sind sie beladen mit Geschenken für jedes noch so entfernt verwandte Mitglied der Familie oder des Freundeskreises. Natürlich darf man auch nicht den Postboten, den DHL-Lieferanten, den Stammbäcker, die Frisörin, die Nachbarn und deren Kinder und Enkel und die Haustiere der Nachbarschaft vergessen, wenn man Geschenke zu Weihnachten besorgt. Trotz allem sind sie nie im Stress. Sie strahlen immer eine Ruhe aus, wie kein anderes vorweihnachtliches Individuum. Das liegt allerdings vor allem daran, dass sie bereits die Hälfte der Geschenke besorgt haben, bevor die ersten Spekulatius in Supermarktregalen auftauchen. Oftmals halten diese Exemplare auch mal ein und trinken erstmal ein Käffchen, bevor es weitergeht. Selten wird der Großvater übrigens bei den Vatis geparkt.
Die Kinder:
Was soll man dazu großartig sagen: sie sind meistens laut, wollen wissen, was die Eltern denn so heimlich eingekauft haben, wollen dies und jenes haben und wenn sie das nicht bekommen, gibt es Gejammer. Ruhig gestellt werden sie meistens mit Eis oder anderen Süßigkeiten oder es wird der Vorteil des nahenden Weihnachtsmannes ausgespielt, der bösen Kindern keine Geschenke bringt. Allerdings sind vor allem die älteren Kinder oftmals schon erfahren genug, wenn sie an die Geschenkberge der letzten Jahre und die versteckte Legokiste hinter Mamas Strickzeug denken, dass sie sich nicht von Drohungen dieser Art abschrecken lassen und lautstark auf die neue Barbiewinterkollektion bestehen.
Der Smartphonefetischist:
Dieses Exemplar bemerkt man oft zuerst, weil es einen anrempelt, mitten im Lauf direkt vor einem stehen bleibt oder lachend gegen einen Pfeiler läuft. Ansonsten ist es natürlich klar zu erkennen an den Smartphones, die anscheinend mit Sekundenkleber an der Handinnenfläche festgeklebt zu sein scheinen. Diese Telefone stecken meist in auffallend bunten Hüllen, um das Baby ja gut zu schützen. Wenn das Individuum keine Kopfhörer trägt, hört man im Wechsel eine Kackophonie von unterschiedlichen Hinweistönen, die neue Nachrichten ankündigen und eine schnelle Reaktion des Smartphonefetischisten erfordern. Nicht wundern, wenn diese Exemplare mit sich selbst redend in ungewöhnlichen Ecken angetroffen werden, da sie meist mittels Headset telefonieren oder versuchen, die Spracherkennungssoftware ihres Telefons zu nutzen.
Die Weihnachtshasser:
Meistens sind diese Individuuen nur äußerst kurz in von weihnachtlicher Beleuchtung verseuchten Einkaufszentren anzutreffen. Wenn, dann stürmen sie hektisch rein, greifen irgendwas, bezahlen es und verschwinden schnellstmöglich, aber nicht, ohne sich über die Deko, das Licht, die Musik, die Preise, das Glitzern und die Menschenmassen aufzuregen. Oftmals versuchen sie die Weihnachtseinkäufe zu weniger frequentierten Zeiten zu erledigen oder beauftragen Freunde oder Familienmitglieder mit der Besorgung von Geschenken, die man nicht durch Onlineshops beziehen kann oder deren Lieferzeit zu lange dauert.
Der Last-Minute-Käufer:
Er ist meist nur in den letzten zwei Werktagen vor Weihnachten im Kaufhaus anzutreffen, da auch diese Jahr Weihnachten wieder viel zu plötzlich kam. Oftmals streunen diese Exemplare planlos, aber mit hektischen Blick und gestresstem Gesichtsausdruck, durch die Gänge und kaufen schließlich irgendwas, wenn ihnen versichert wird, dass derjenige das auch umtauschen kann. Notfalllösung für diese Individuuen stellen ansonsten die Gutscheine da oder die selben Geschenke wie im letzten Jahr. Der Last-Minute-Käufer ist übrigens auch früh am Morgen auf der Jagd nach Briefträgern oder DHL-Boten im Morgenmantel anzutreffen oder aber randalierend vor zeitig geschlossenen Poststationen.

Ansonsten: seid vorsichtig im Weihnachtstrubel, lasst euch nicht stressen und genießt die Festtage mit euren Lieben!
Auf bald!
Eure Charlotte