Sonntag, 26. Mai 2013

Eine "gute"-Nacht-Geschichte

Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen, die so halb wahr geschehen ist. Welche Hälfte davon wahr ist und welche nicht, sollt ihr beurteilen.
Es war neulich Nacht.

Ich liege in meinem Bett und schlafe.

Das ist nicht weiter ungewöhnlich, denn es ist halb sechs Uhr früh und ich bin vor zwei Stunden ordentlich angeheitert nach einer von Rotwein und Jack Daniels befeuchteten musikalischen Jamsession in mein 1,60 x 2,00-Meter Bett gefallen und sogleich in ein komatöses Nimmerland abgetaucht.

Plötzlich aber schrecke ich auf, als ich ein lautes Schreien vernehme, setze mich aufrecht hin und suche hektisch nach der unterm Bett versteckten guseisernen Pfanne von Oma, die da vor sich hinrostet. Welcher Dieb hat sich denn in meine Studentenwohnung verirrt? Wenn der beginnt hier nach Geld zu suchen, dann helfe ich ihm gerne, nachdem ich ihn fertig ausgelacht habe.

Ich vernehme wieder ein lautes Schreien, was sich jetzt mehr anhört, als würde irgendwer ein alte, kranke Katze foltern. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich schließe meine Hand fester um den Griff der Pfanne. Barfuß bahne ich mir einen Weg durch das ganze Gerümpel auf meinem Boden und suche den Lichtschalter an der Wand. Kurz darauf fällt ein türkisfarbener Schein durch meinen, von einer billigen Energiesparlampe hinterleuchteten, blauen 1,99-Ikea-Reispapier-Lampenschirm namens Regolit und vertreibt die totale Finsternis aus meinem Schlafzimmer.



In dem Moment als ich die Türklinke herunter drücken will, fängt plötzlich der Boden an zu vibrieren. Mein Blick fällt auf das Ikea-Wasserglas neben meinem Bett, was auf einem wackligen Stapel aufeinandergetürmter Fantasyromane steht. Das Wasser darin schwappt bedenklich und erinnert mich an eine sehr berühmte Szene aus dem Film Jurassic Park. Schwupps habe ich die Titelmelodie im Ohr und verfluche jetzt schon meine Fantasie, die sich ausmalt, welche Ungeheuer wohl alle ein Stockwerk tiefer lauern und nur auf ein warmes, schlaftrunkendes Mädchen in Rotweinsoße warten. Sowohl den Rotwein als auch die Pfanne und den Verdauungsschnaps bringe ich ja schon mit.



Was soll ich tun? Ich greife nach meinem Smartphone und will eine Nummer wählen, doch wie zur Hölle ging nochmal dieses Tastensperrmuster, was ich mir lustiger Weise vor wenigen Stunden nach dem vierten Jack Daniels neu überlegt hatte? Also so auf jeden Fall nicht. Irgendein komisches Wischmuster später gelange ich endlich auf den Startbildschirm, auf dem sogleich alle sehr dringend erscheinenden Instagram-, Facebook-, What’sApp-, SMS-, Twitter- und Tumblr-Nachrichten erscheinen. Ich wühle mich hindurch und gelange zu dem grünen Telefonikon. Leider scheinen die Zahlen und Buchstaben sich vor mir verstecken zu wollen und tanzen lustig durcheinander.

Ein weiteres Geräusch dringt an mein Ohr und lässt mich schaudern. Es hörte sich an, als hätte sich grade eben im Treppenhaus ein wütendes Nashorn übergeben. Mir fällt vor Schreck mein Smartphone und die guseiserne Bratpfanne aus der Hand, wobei letztere auf meinem Fuß landet und mir somit einen Tarzan-ähnlichen Schrei entlockt.

Plötzlich verstummen die Geräusche und auch der Boden hört auf zu vibrieren und ich vernehme eine Stimme, die sagt: „Hast du das auch gehört?“ – „Ja, keine Ahnung was das war. Geh mal gucken, ob was draußen passiert ist!“


Ich höre Schritte auf dem Dielenboden der Wohnung unter mir und mir wird klar, dass ich mich nicht, wie erwartet, einem Drachen-Vampir-Zombie oder einer Horde mutierter Dschungeltiere stellen muss, sondern mich einfach nur auf die Suche nach Ohropax begeben muss. Mit meinem Tarzan-Schrei und der aufschlagenden Pfanne auf dem Boden habe ich anscheinend ein amouröses Abenteuer meiner Nachbarn unterbrochen. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich sinke auf mein Bett. Die Pfanne wandert unter eben dieses und die Ohropax aus der Schublade in meine Ohren. Jetzt kann ich ja beruhigt weiterschlafen und mich von dem wieder einsetzenden Schwingen des Dielenbodens in den Schlaf wiegen lassen. 

Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht!
Hiermit wünsche ich euch einen geruhsamen Schlaf in den nächsten Nächten und denkt daran, es ist immer gut, wenn man eine Bratpfanne unter dem Bett hat!

Eure Charlotte 


Sonntag, 19. Mai 2013

Normal? Nein, danke!

Es ist voll ok aus dem Raster zu fallen. Ich finde es sogar super zu wissen, dass man wenigsten bei den Menschen im Gedächtnis hängen bleibt, wenn man mal ungehemmt ein wenig von seinem turbulenten Innenleben präsentiert. Besser, als wenn man in einer grauen Masse versickert ohne jegliche Farbtupfen. Zum Glück habe ich diese Einstellung von meinen Eltern schon früh mitbekommen. Wir waren auch alles andere als eine "normale" Bilderbuchfamilie.
Außerdem: Hat man sich seinen guten Ruf erstmal ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert (frei nach Wilhelm Busch). :P


Im Ernst, es ist leicht sich zu verstellen. Was wirklich schwierig ist, ist ganz man selber zu sein und alle Masken fallen zu lassen. Einfach mal nach der Devise "Friss oder stirb" - magst du mich, so wie ich bin oder lass es halt bleiben. Das erfordert Mut und das Vertrauen in sich selbst, dass man schon ganz ok ist, so wie man ist. Ich hab sehr gute Freunde und davon einen ganzen Haufen und zum Glück sind die alle nicht ganz normal, was vermutlich der Grund ist, warum ich sie zu meinen Freunden zähle. Genau ihre persönlichen grandiosen Andersartigkeiten machen sie erst zu den unfassbar tollen Menschen, die sie sind und weswegen ich sie in mein Herz geschlossen hab.

"Normal". Wer will denn bitte schon "normal" sein? Das hört sich für mich wie eine Beleidigung an. Wenn jemand auf mich zu kommen und sagen würde: "Hey, du bist aber ganz schön normal geworden!", wäre meine Reaktion vermutlich: "Alter, das find' ich überhaupt nicht nett sowas zu sagen! Selber normal!"


"Normal" ist laut Duden etwas, dass "der Norm entsprechend, vorschriftsmäßig, gewöhnlich, üblich [und] durchschnittlich" ist. Oh Gott, wer will denn das bitte sein? Hört sich zumindest ziemlich langweilig an. Das, was Spaß macht oder neu und innovativ ist, findet man mit Sicherheit nicht im "üblichen" oder "gewöhnlichen" Bereich. Leider wurde uns schon von klein auf beigebracht, innerhalb der vorgegebenen Linien auszumalen und nicht über den Rand...

Bei meiner Konfirmation hat der Pastor eine tolle Predigt gehalten. Dabei hielt er einen alten, vergoldeten Bilderrahmen hoch, drehte und wendete ihn und sagte: "Fallt aus dem Rahmen! Seid anders und habt den Mut, ihr selbst zu sein!". Damals hat man die Message vielleicht noch gar nicht so aufgenommen, aber heute denke ich immer wieder daran zurück und glaube, dass er der Erste war, der uns damals sagte, dass wir gut so sind, wie wir sind. Ich denke, dass die meisten Menschen das viel zu wenig zu hören kriegen.


Vor ein paar Tagen erst hatte ich so ein Gespräch mit einer sehr lieben Freundin, was vermutlich auch der Auslöser für diesen Blogpost war. Sie fragte mich, ob es schlimm ist, dass sie anders ist und ob das für andere andere anstrengend wäre. Ich finde gerade die außergewöhnlichen Seiten an einem Menschen so interessant und die, die sich als angepasst und glattgebügelt verkaufen eher unspannend. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich immer absichtlich nicht die Produkte kaufe, die im Fernsehen mit diesem "Happy-normal-family-Bild" werben, wenn ihr versteht, was ich meine. Aber vielleicht ist das auch nur eines der letzten Überbleibsel aus meiner Punkphase im Teenageralter.

"Oh ja, lasst uns alle in komplett weißen Klamotten auf der frisch gemähten grünen Wiese liegen und saftige rote Erdbeeren essen, während die frisch gewaschene Wäsche vor dem mit Schäfchenwolken übersäten  blassblauem Himmel flattert....". Nein. Lust auf eine Wasserschlacht? Ich hol eben meine Super Soaker* aus der Garage.

So, genug erstmal dazu. Seid euch sicher, meine wundervollen LeserInnen, ihr seid fantastische und großartige Leute! Allein schon die Tatsache, dass ihr das hier bis zum Ende gelesen habt und Interesse an meinem Leben zeigt, macht euch für mich zu außergewöhnlich tollen Menschen!

Also: Alle die Buntstifte aus dem Scout-Mäppchen rausgeholt und eine Runde über den Rand malen!

Bis bald!

Eure Charlotte




* Das ist eine Super Soaker:
Früher hatten alle Kinder in der Umgebung sowas und sobald die Temperaturen über die 20°C-Marke geklettert sind, liefen wir nur noch so bewaffnet durch die Straßen...